Die Mäusegerste stellt ein sehr emotionales Thema vor allem in Kreisen von Hundehalterinnen und -haltern dar. Dementsprechend haben sich verschiedene Erzählungen, unter anderem in den Sozialen Medien verselbständigt. Die ausgetauschten Äußerungen und Einlassungen sind freilich nicht in allen Fällen durch tatsächliche Expertise unterlegt und sorgen für Missverständnisse rund um die in ihren Auswirkungen für Felltiere unangenehme Pflanze.
Die Mäusegerste als wärmeliebendes, heimisches Wildgras ist in Ostösterreich seit Jahren überall in deutlicher Zunahme, bedingt durch Faktoren wie die Klimaveränderung und die zunehmende Verbauung. Sie gedeiht auf nährstoffreichen Ruderalflächen, nicht aber auf mageren, artenreichen Wiesen und Biodiversitätsflächen. Besonders an gestörten Standorten wird durch zu frühes Mähen und Entfernung der Konkurrenzvegetation die Mäusegerste zu mehrmaligem Blühen und Fruchten angeregt. Dabei spielt auch die Regenmenge gerade im Frühjahr eine Rolle, aber auch die Überdüngung durch Hundeurin und -kot.
Die artenreichen Wiesen der „Insektenhighway“-Flächen sind unverzichtbar für die Erhaltung und Vernetzung der Biodiversität in Perchtoldsdorf. Die Marktgemeinde arbeitet seit einigen Saisonen mit den Biologinnen und Biologen des Landschaftspflegevereins Wienerwald-Wiener Becken (LPV) zusammen, um die Mäusegerste zurückzudrängen. Durch verschiedene Mahdvarianten, ebenso wie durch gezielte Ansaat anderer, konkurrenzstarker Gräser oder Pflanzung ebensolcher Kräuter (etwa Rainfarn) etwa auf Baumscheiben oder an Straßenrändern soll die Ausbreitung der unliebsamen Pflanze verhindert werden. Diese Versuche sind Neuland, es gibt bisher dazu kaum Forschungen und praktikable Empfehlungen, wie auch die Sichtbarkeit von Ergebnissen eines längeren Zeitraums bedarf.
Gemeinsame Anstrengungen von Marktgemeinde und Landschaftspflegeverein
Die Marktgemeinde Perchtoldsdorf (Wirtschaftshof) und der Landschaftspflegeverein (LPV) haben in den letzten Jahren jeweils hunderte Stunden in die Reduktion von Mäusegerste vor allem durch gezieltes Ausreißen auf Baumscheiben, Grünstreifen und Hunde-Gassi-Plätzen investiert und damit – im Vergleich zu benachbarten Gemeinden – die Belastung sehr erfolgreich und deutlich reduzieren können.
Was die Reduktion der Mähzyklen bewirkt, lässt sich seit 2020 im Begrischpark beobachten: Nach der Umstellung auf eine einmal jährliche Mahd blühen nun im Jahresverlauf botanische Besonderheiten wie Kuhschelle, Karthäuser-Nelke, Gelb-Lauch, Esparsetten-Tragant, Christusaugen-Alant, Felsennelke, Grau-Sonnenröschen, Königskerzen und viele mehr, die zwar noch vor Ort waren, durch die häufige Mahd aber nie zur Blüte kamen. Die Blütenvielfalt zieht nun auch wieder viele eifrige Bestäuber wie Wildbienen und Schmetterlinge an.
Zum gemeinsamen Erlebnis des bunt blühenden, sommerlichen Begrischparks und der Vielfalt an Tieren und Pflanzen lädt der Heideverein (in Kooperation mit dem LPV) am 9. Juli 2025 ab 18:00, Treffpunkt Leonhardiberggasse 1 (nur bei Schönwetter), https://perchtoldsdorfer-heide.at/termine/blumenwiese-im-sommer-naturfuhrung-im-begrischpark/